Brownies Geschichte begann 2017 bei einem Dalmatiner- „Züchter“ aus der Nähe. Sie lebte dort gemeinsam u.a. mit zwei weiteren tragenden Hündinnen, Princess und Blacky, auf einem abgeschotteten Hof. Sie schienen dort keinerlei Kontakt zu Menschen oder anderen Tieren außerhalb des Hofes zu haben. Bevor ein kostspieliger Einzug der drei hochschwangeren Dalmatiner Mädchen vom Veterinäramt aus erlassen wurde, hat sich der selbsternannte Züchter dazu entschieden, Brownie, Blacky und Princess bei uns abzugeben. Alle drei wirkten verängstigt und von den neuen Reizen bei uns überflutet. Bei Blacky und Brownie schlug diese Unsicherheit schnell in Aggression um, und wir brauchten eine Weile, um ihr Vertrauen zu gewinnen.
Dalmatiner Hündin „Brownie“
Viele unserer Hunde haben kaum eine Chance auf Vermittlung. Sie hatten einen schlechten Start ins Leben mit Menschen, die sich vorher leider nur wenig bis gar nicht über die Bedürfnisse eines Tieres informieren, so dass die Tiere oft verhaltensauffällig werden. Einmal in negative Verhaltensmuster hineingeraten, erfordert es sehr viel Verständnis, Wissen und Zeit, diese Hunde wieder an ein normales Leben und einen normalen Umgang mit Umweltreizen zu gewöhnen. Das ist ein Grund, warum wir unsere Hundevermittlung sehr intensiv gestalten. So auch bei unserer Dalmatiner Hündin „Brownie“, die eine der wenigen Hunde im Tierheim ist, die eine zweite Chance bekam.
Im Herbst 2017 brachten die drei 1,5-jährigen Hündinnen Brownie, Blacky und Princess ihre Kinder zur Welt.
Im Tierheim gab es große Freude und viel Arbeit. Wir hatten schnell einige vielversprechende Interessenten für die Kleinen und konnten sie Anfang 2018 mit ruhigem Gewissen und nach ausgiebigen Gesprächen vermitteln. Was blieb, waren drei junge Mütter, von denen zwei bereits aufgetaut waren, mit denen wir arbeiten konnten. Dennoch dauerte es ein weiteres Jahr vollgepackt mit vielen Trainingseinheiten, bis die Aufgeschlossenste vermittelt werden konnte: Princess. Im Gegensatz zu ihr neigte Blacky zu leichten Aggressionen Fremden gegenüber, und konnte trotzdem neun Monate später vermittelt werden. Nun war da noch unsere intelligente, wissbegierige, aber sehr unsichere Brownie. Sie bellte, fletschte die Zähne und verbiss sich sogar teilweise im Freilauf-Gitter, sobald sich Fremde näherten. Gegenüber unseren Pflegern war sie eine echte Schmusebacke geworden. Sie genoss jeden Spaziergang und entspannte sich bei jeder Streicheleinheit. Erst Ende 2020 fanden wir für sie Interessenten. Allerdings bemerkten wir während unserer Vermittlungsroutine, es waren leider vorerst nicht die Richtigen. Unter den vielen Dalmatiner Liebhabern war eine Frau dabei, die eine realistische Vorstellung von Brownies Eigenheiten hatte: Christin. Am 02.02.2021 haben sich Christin und Brownie bei ihrem ersten Treffen im Tierheim kennengelernt.
Ihre Anfangszeit mit Brownie, die von Christin liebevoll „Uschi“ genannt wird, beschreibt sie so: „Meine ersten Eindrücke von Brownie habe ich mir bereits online gemacht. Auch auf Websites anderer Tierheime habe ich nach einem mittelgroßen, adulten Hund mit kurzem Fell und möglichst ohne Handicap Ausschau gehalten. Als ich dann wirklich das erste Mal bei euch im Tierheim war, war mir klar: Das wird mein Hund! Und das nicht nur wegen ihrer verzaubernden weißen Wimpern. Wie mir die Pfleger erklärten, war Brownie für ihre Verhältnisse relativ artig und hat nicht so intensiv hinter dem Zaun gepöbelt wie bei anderen Interessenten, die vor mir da waren“. Es folgten weitere Spaziergänge alle paar Tage in der Nähe des Tierheims. Immer mit Maulkorb, vorher von den Tierpflegern angelegt.
Christin: „Es dauerte auch nicht lange bis Brownie aufhörte mich anzubellen und an unseren Spaziergängen immer mehr Freude entwickelt hat. Aber ich hatte ja auch immer die Taschen voller Leckerlis“
Grundsätzlich möchten wir während der Vermittlung von allen Hundeinteressenten einen Fragebogen ausgefüllt bekommen. Darin erfragen wir Wohnverhältnisse und andere persönliche Hintergründe, die für die Adoption eines Hundes wichtig werden. So auch von Christin. Das Verhältnis der beiden entwickelte sich so gut, dass wir am 20.02.2020 den Schritt wagten, und beide durften sich im Freilauf endlich ohne Maulkorb begegnen. So einfach das auch klingt, bei so unsicheren Hunden wie Brownie kann jede Veränderung einer bekannten Situation schnell in Aggressionen umschlagen. Daher ist dieser Schritt immer mit Vorsicht zu genießen. So aber nicht bei diesem Dreamteam. Christin war wie immer die Ruhe selbst und meisterte die Situation so souverän, dass auch Brownie völlig entspannt war.
So vergingen weitere Tage mit Spaziergängen voller Trainingseinheiten. Da bei uns im Tierheim und auf den Spaziergängen alles glatt lief, kam nun bald der Zeitpunkt, Brownie probeweise mit nach Hause zu nehmen. Für beide ein großer und sehr wichtiger Schritt. Um ein Probewochenende realisieren zu können, war es natürlich notwendig, Christin vorab eine Hundehaftpflichtversicherung abschließen zu lassen. Eine Hundehaftpflichtversicherung ist nicht nur für bissige Hunde Pflicht, sondern für jeden Hund eine Notwendigkeit.
Das erste Problem entstand dann bereits auf unserem Parkplatz, dass Christin kurzer Hand so löste: „Der Zeitpunkt rückte näher, das ich Brownie probeweise mit nach Hause nehmen durfte. Weil ich die Strecke allerdings nicht laufen wollte und Brownie im Kofferraum Angst vor der Heckklappe hatte, ist sie eben auf der Rückbank mitgefahren. Mittlerweile ist aber auch das Geschichte. Zu Hause hat sie sich schnell angepasst: Sie hat die Couch erobert, den Napf samt Inhalt für gut befunden, mein Mobiliar nicht angeknabbert, hat nicht gebellt oder gewinselt und war fast auf Anhieb stubenrein“
Auch die besterzogensten Hunde, die mit Bravour auf jedes Kommando hören, können sich erschrecken (z.B. lauter Knall an Silvester), samt Leine panisch losreißen und so beispielsweise einen Autounfall verursachen. Den Schaden muss der Hundehalter begleichen… oder eben seine Hundehaftpflichtversicherung.
Es folgten weitere Ausflüge ins neue Zuhause.
Mitte März trafen sich Christin und Brownie dann mit unserem Hundetrainer Pierre Müller. Er begutachtete noch einmal die Hund-Mensch-Beziehung und gab Tipps für den baldigen Umzug nach Hause. Und so stand der endgültigen Adoption Brownies nichts mehr im Weg. Anfang April zog Brownie bei uns aus, in ein liebevolles Zuhause, das ihr genau die Sicherheit gibt, die sie braucht! Auch Christin ist überwältigt von Brownies Trainingsfortschritten: „Jetzt habe ich einen aktiven Hund an meiner Seite, der mich überall begleitet und sich dabei so dankbar zeigt. Radfahrer, Jogger, Artgenossen und Streichelversuche von fremden Menschen werden ignoriert bzw. bestenfalls sogar toleriert. Auch mehrfache Besuche beim Tierarzt verliefen ohne Zwischenfälle.
Der erste Campingurlaub in Schweden einschließlich der notwendigen Fahrt mit der Fähre über die Ostsee hat Brownie mit Bravour gemeistert, ebenso Strandtage in Dänemark und auf Rügen. In der Dresdner Heide wildert sie nicht, sondern springt nur wie ein Reh über Gräben und Stämme. An einem Wochenende in der Böhmischen Schweiz war sie jeden Kilometer bergauf und bergab voraus und hat keine Müdigkeit gezeigt. Regelmäßige Ausflüge in das Elbsandsteingebirge sind ebenfalls beliebt, weil auch Felsbrocken und Treppen zum Rennen und Springen einladen. Insgesamt ist mein Hund also rundum perfekt“.
Brownie und Christin haben uns schon einige Male im Tierheim besucht. Wir konnten kaum glauben, dass dies derselbe Hund war. Brownie ist selbstsicher wie nie, lässt sich streicheln, und auch die anderen bellenden Hunde im Tierheim haben sie nicht im geringsten beeindruckt. Wir sind überglücklich und danken Christin für ihre Ausdauer, ihr Engagement und ihre Unterstützung, die sie uns unter anderem in Form von Sachspenden zukommen lässt.